Agilität ist in aller Munde. Sogar Konzerne wollen agil handeln. Oftmals ohne dass die Betroffenen wissen, was dies für sie bedeutet oder was gar von ihnen erwartet wird. Denn eine allgemein gültige Definition gibt es nicht. Agilität stellt das klassische Verständnis von Führung auf den Kopf.
Die letzte grosse Welle, die einen Paradigmenwechsel voraussetzte, war die LeanPhilosophie. Die Basis beider Philosophien ist, dass Mitarbeitende und Führungskräfte sich in Organisationen regelmässig hinterfragen und reflektieren. Dies ist herausfordernd und mit Hindernissen verbunden. Gerade weil viele Führungskräfte den hohen Anspruch haben, mit ihrem Fachwissen und operativen Wissen immer auf dem neusten Stand zu sein – die Nase vorne zu haben. Doch die „Halbwertszeit“ des digitalen Wissens wird ihnen hier einen Strich durch die Rechnung machen. Natürlich bringt jede neue Ordnung zuerst Unruhe und Verunsicherung für alle Beteiligten:
„Mitarbeitende, bei denen es gewollt war, alles vorgesagt zu bekommen, sollen nun möglichst eigenverantwortlich denken und handeln.“
So entstehen Konflikte aus Rollenunklarheiten und die Gefahr besteht darin, dass alle wieder ins altbekannte Schema zurückfallen. Die Führungskraft steht vor neuen Herausforderungen. Sie muss sich in verschiedenen Rollen wohlfühlen. Sich situativ und kooperativ einbringen, um wirksam führen zu können. Die Führungsperson der Zukunft muss mehr als je zuvor proaktiv handeln und wird gleichzeitig die Fähigkeit zur Reaktion auf vielfältige kurzfristige Anforderungen einbringen müssen. Aufgabe der Führung in diesem Kontext ist es, Selbstorganisation zu stärken. Frauen fällt das oft viel leichter als Männern.
Für die Leitung gilt es, sich in die Metaposition zurückzuziehen, von der aus sie ihre Mitarbeitenden mit den richtigen Personen und den nötigen Ressourcen kombiniert. Um effiziente Kollaboration zu ermöglichen, räumt sie Hindernisse aus dem Weg und sichert die notwendigen Infrastrukturen. Vor allem aber hilft sie den Mitarbeitenden durch wertschätzendes Feedback, sich weiterzuentwickeln, nimmt ihnen Ängste und vermittelt Zuversicht. Die Schlüsselkompetenz agiler Führung heisst deshalb Persönlichkeit und Vertrauen. In die Mitarbeitenden – in ihre Kompetenzen und ihre intrinsische Motivation, dass sie all dies im Sinne des Unternehmens einsetzen, auch wenn keiner sie ständig kontrolliert. Aber war es nicht schon immer so, dass diejenigen Führungskräfte, Trainer und Coaches die erfolgreichsten waren, die es verstanden, die richtige Mannschaft entsprechend ihren Fähigkeiten und Kompetenzen aufzustellen? Führung von Menschen ist immer Beziehungsarbeit. Denn Inspiration, Innovation und Motivation können nur durch Authentizität, Persönlichkeit und Interaktion entstehen.
Ich wünsche Ihnen spannende Lese-Minuten bei unserer ersten Ausgabe mit dem
Thema “Digital & Führung”.
Unternehmerin und Präsidentin der Wirtschaftsfrauen Schweiz