Mit der steigenden Lebenserwartung steigt auch die Dauer der Erwerbslebenszeit. Unternehmen sind schon heute mit der Herausforderung konfrontiert, sich mit heterogener werdenden Teams und deren Interessen und Potenzialen auseinanderzusetzen.
In den nächsten Jahren werden uns nicht nur die Fachkräfte, sondern vor allem auch die Führungskräfte ausgehen. Die Babyboomer gehen in Pension. Dadurch entsteht ein Mangel an nachrückenden Mitarbeitenden, die über die notwendigen Erfahrungen und Weiterbildungen verfügen. Alter oder gar ältere Generation sind relative Begriffe und wir befinden uns hierbei schnell im Schubladendenken. So fallen Mitarbeitende ab 45 Jahren vom Karriere-Radar ihrer Vorgesetzten. Frauen in Teilzeitpositionen werden sowieso kaum wahrgenommen oder gar für einen nächsten Karriereschritt vorbereitet. Dabei fallen doch die dem Alter und dem Geschlecht zugeschriebenen Eigenschaften erfahrungsgemäss je nach Person unterschiedlich aus.
Die grössten Potenziale nützen nichts, wenn sie nicht wirksam werden können. Vorausschauende Unternehmer und Unternehmerinnen investieren in alle Generationen. Nicht selten trifft man Angehörige der älteren Generation, die mit den neuen Medien umgehen, als wären sie damit aufgewachsen. Daneben gibt es jüngere Menschen, die traditionellere Formen von Kommunikation und Zusammenarbeit bevorzugen. Oder solche, die schon beim Erstellen von Excel-Tabellen oder beim Einrichten eines synchronisierten Posteingangs scheitern. Es wäre demnach wohl besser davon zu sprechen, dass die Kompetenz und die „Art und Weise“ des Umgangs mit Medien und Technik von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist.
Doch Entwicklung bedeutet für uns Menschen nicht alleine die Anhäufung von kognitivem, abstraktem Wissen, sondern die Entwicklung unserer Persönlichkeit im Wechselspiel von Wissen und praktischer Erfahrung.
Die Generation 45+ kann analog und digital. Sie können mit beidem umgehen und bringen eine gewisse Gelassenheit in die dynamischen Prozesse von heute. Das so hochgepriesene mutmassliche Multitasking schadet sogar der Effizienz – belegen Studien. Denn wir haben kein an die Digitalisierung angepasstes Gehirn, das uns vor Ablenkung schützt. Alle Generationen sind gefordert, sich den Herausforderungen der Zukunft zu stellen, sich ständig weiterzuentwickeln und ihr volles Potenzial zu entfalten.
Mit Wertschätzung lässt sich das Gute aus der Vergangenheit mit dem Guten aus der Gegenwart für eine bessere Zukunft kombinieren. Gab es nicht schon immer Veränderungen im Leben jeder Generation? Im Grunde ist das Heute auch schon beinahe wieder von gestern. Obendrein haben wir nicht alle manchmal die Sehnsucht nach einer Zeit, in der die Welt noch nicht multidimensional war und der Chef nach Feierabend nicht per Facebook Messenger Nachrichten schickte?
Auch im neuen Jahr wünsche ich Ihnen viel Spass mit der dritten Ausgabe von „Die Wirtschaftsfrau“.
Unternehmerin und Präsidentin der Wirtschaftsfrauen Schweiz