In fast allen Alltags- und Lebenssituationen stossen wir auf das Wort „Kultur“. Was steckt hinter diesem Wort? Im Lateinischen bedeutet „cultura“ bearbeiten, Ackerbau oder etwas pflegen. Nach einer weiterfassenden Definition ist Kultur die Umgestaltung eines Materials oder sie beschreibt die Kultur einer Bevölkerungsgruppe. In unserer Zivilisation bezeichnen wir uns gerne als kultiviert. Das Wort Kultur meint also alles, was der Mensch selbst hervorbringt und gestaltet. Dies steht im Gegensatz zur Natur, die er nicht zu gestalten vermag.
Kulturelle Normen und Werte begegnen uns praktisch bei jedem Schritt, bei jeder Handlung im Alltag, im Berufsleben und allgemein im Zusammenleben. Kultur richtet sich demnach nach Regeln, die von Menschen erfunden worden sind, um sich die Welt verständlich zu machen und sie nach seinem Gutdünken verändern zu können. Fast alle Zivilisationen, Gesellschaften, Gruppen konkurrenzieren sich. Wir nennen es Wettbewerb zur legitimen Verteilung knapper materieller Ressourcen. Wir ziehen regelmässig als Rechtfertigung die Faktoren der Ungleichheit von wirtschaftlichen, sozialen und politischen Verhältnissen bei. Die Vergangenheit aber zeigt, Konkurrenz alleine führt nicht zu anhaltend stabilen Zuständen. Wir brauchen alle Luft zum Atmen, Wasser zum Trinken, also müssen wir logischerweise auf unsere Umwelt Rücksicht nehmen.
Die Kultur „der Gier“ hat uns in schwere Krisen gebracht, wonach die Globalisierung in vielen Ländern – allen voran in der USA – höhere Gehälter für die Manager, aber Bescheidenheit für die übrigen Arbeitnehmer erzwungen hat. Der Umbau dieser Konsumkultur wird vielleicht eines der wichtigsten Ereignisse in unserer Geschichte werden. Konkurrenz als Beruf? Im beruflichen Alltag kommt es immer wieder zu Situationen, in denen sich Unternehmen, Anbieter und deren Mitarbeitende untereinander in Konkurrenz befinden. Gesunde Konkurrenz gehört zum Berufsalltag dazu. Sie kann antreibend sein und entwickelt uns weiter. Unter idealen Voraussetzungen und einer guten Betriebskultur ist ein gesundes Konkurrenzverhalten durchaus förderlich, um anstehende Arbeiten gut, produktiv und effektiv zu erledigen. „Wenn jemand eine gute Idee hat, viel dafür arbeitet und etwas entwickelt, das den Menschen dient, soll er/sie oder das Unternehmen dafür einen guten Lohn erhalten.“
Doch die Ellenbogenmentalität hat in Zeiten der wirtschaftlichen Krisen zugenommen. Wenn der Konkurrenzkampf zu sehr ausartet, kann das einen selbst und das Unternehmen nicht unbedingt weiterbringen. Da kommt es schnell auf die Regeln der Kultur und der Fairness an, wie damit umgegangen wird. Werden diese Themen offen angesprochen oder unter den Tisch gekehrt? Unternehmen, die unehrliches Verhalten tolerieren, sind bedenklich und stehen langfristig ganz hinten in der Effektivitätsskala.
Wie sehr das Vertrauen in eine ganze Branche erschüttert werden kann, haben wir anhand der Bankenkrise deutlich zu spüren bekommen.
Viel Freude beim Lesen.
Unternehmerin und Präsidentin der Wirtschaftsfrauen Schweiz