Im letzten Newsletter haben wir euch gefragt, wie eure Meinung zu einer Frauenquote oder einer temporären Frauenquote ist. Wir haben einige Antworten erhalten, die wir hier gerne vorstellen möchten.
Kontra Quote
“Am Tag, an dem die Frauenquote eingeführt wird, werde ich mich schämen und bitterlich weinen.” – Ivette Djonova
“Frauenquote ist ein absolutes „No Go“. Auch nicht als „Ice-Breaker“ der von Männern dominierten Chefetagen. Ich war mehrere Jahre in der Geschäftsleitung einer börsenkotierten Bank und hatte durch Professionalität, Respekt und einem gesunden Ehrgeiz, sprich nicht männlicher als ein Mann zu sein und einen Funken Weiblichkeit zu behalten einen tollen, anspruchsvollen Job dort.
STOPP Frauenquote. Wer gut in seinem Job ist, schafft es auch ohne politisches Vitamin B und ohne Hochschlafen. Das gilt im Übrigen für Mann und Frau.” – Brigitte Kaps
Quote – die Gretchenfrage?!
“Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es keine Quote braucht, um interessante und anspruchsvolle Jobs zu bekommen. Bis zum mittleren Management funktioniert das bestens, wenn man open-minded, flexibel ist und entsprechende Qualifikationen mitbringt, ein bisschen charismatisches Flair hat, begleitet von kommunikativer Brillanz. Dann ist aber meist Schluss. Gehobenes Management/C-Level – klappt, wenn gerade kein anderer Kandidat da ist – oder mit Beziehungen.
Eine Quote ist daher aus meiner Sicht kein „Gnadenbrot“ sondern ein Türöffner. Ein Türöffner zu einem Haifischbecken! Frauen, die das wollen, schaffen es, sich zu behaupten und „freizuschwimmen“. Eine Quote auf Zeit – ist meiner Ansicht nach keine Option. Sekt oder Selters, keine halben Sachen. Jobsharing sehe ich da eher als Möglichkeit auch in Kindererziehungszeiten oder mit anderen Verpflichtungen für Flexibilität zu sorgen. Und ich finde, man kann auch stolz sein, eine „Quoten-Frau“ zu sein, denn auch bei einer solchen Nominierung müssen Qualifikation und Einsatzwille stimmen. Mein Statement basiert auf eigenen sehr lehrreichen Erfahrungen, aber derzeit bin ich nur Frau im Job ohne Quote.” – Dr. Marion Eckert-Krause
Pro Quote
“Kürzlich wurde ich von einem Headhunter in ein Bewerbungsverfahren eingeführt, nachdem für eine bestimmte Kaderstelle bei einem grossen Finanzinfrastruktur-Service-Provider monatelang kein qualifizierter Kandidat gefunden wurde. Ich war die erste Kandidatin, die alle Anforderungen nicht nur erfüllte, sondern sogar mehr Erfahrung mitbrachte, als verlangt. Der Business-Vertreter liess dann aber wissen, dass er unbedingt einen jüngeren Mann wolle (doppelte Diskriminierung als Frau und wegen des Alters).
Die Stelle ist bis heute nicht besetzt.
In einem anderen Fall, wurde ein Mann ebenfalls von einer grossen Bank mit deutlich weniger Qualifikationen aus dem Ausland vorgezogen. Sein Vorteil: Der zuständige Hiring Manager kannte ihn aus einer früheren Tätigkeit bei einem früheren gleichen Arbeitgeber.
Ich war auch immer gegen Quoten. Aber es geht nicht um Qualifikation. Männer ziehen einfach ihre Kollegen vor und aus vielen Netzwerken sind Frauen ausgeschlossen.
Oder anders: Oft sind Frauen halt viel qualifizierter als selbst die Hiring Manager. Dann sind sie eine Bedrohung. Bei Kaderstellen geht es nicht um Qualifikation, sondern vieles ist auch politisch begründet.
Das betrifft auch Männer: Nicht der beste, sondern oft der zweit- oder drittbeste Kandidat wird ausgewählt, um Konkurrenz zu vermeiden.
Ob Quoten etwas bringen, ist eine andere Frage. Heute, wo Unternehmen aus einem Heer von Kandidaten aus ganz Europa auswählen können, findet sich immer ein Ausschlussgrund. Einzig der Begründungsaufwand erhöht sich.
Bedauerlich ist allerdings, dass sich die Unternehmen immer noch leisten wollen, auf ausgezeichnete Mitarbeiterinnen – und auch Mitarbeiter – zu verzichten, weil ihre Kaderleute/Hiring Manager diese nicht wollen.
Ganz zu schweigen, dass die Diversity-Bemühungen unterlaufen werden, die immerhin zu Recht darauf hinweisen, dass in jeder Hinsicht gemischte Teams am erfolgreichsten sind. Das gilt auch für die Anerkennung, dass Frauen anders führen als Männer. Selbst mit einem sehr erfolgreichen Leistungsausweis in partnerschaftlicher, teamorientierter Führung wird von Männern gerade in männerdominierten Branchen verlangt, dass sie die „harten, sog. durchsetzungsstarken, männlichen (militärischen)“ Führungsmethoden anwenden. Und wenn Frauen das dann auch so tun, obwohl das nicht den heute auch in der Lehre anerkannten erfolgreichen Führungsmethoden entspricht, ist das auch wieder nicht recht.
Solange das Top Management oder der Verwaltungsrat in der Praxis nicht ganz konkret gemischte Teams durchsetzen und unterschiedliche Führungsstile als gleichwertig anerkannt werden, v.a. wenn sie auch noch nachweislich erfolgreicher sind, wird sich nichts ändern.
Bereits vor 36 Jahren hat eine Grossbank das Projekt „Taten statt Worte“ ins Leben gerufen. Geändert hat sich nichts. Frauen haben immer noch weniger Chancen und wenn sie es geschafft haben, weil sie doppelt soviel gearbeitet haben und drei Mal so qualifiziert sind, werden sie viel härter beurteilt.” – Verfasserin möchte anonym bleiben