Oder Digitalisierung und Mensch?
Ist die Digitalisierung das Wundermittel für den Erfolg in der Zukunft? Springen doch viele Unternehmen euphorisch auf den Zug der Digitalisierung auf. Dabei wird oft zu wenig bedacht, dass Digitalisierung eben nicht nur Fortschritt und weniger Aufwand bedeutet. Neue Geschwindigkeiten bedeuten auch neue Arbeitsweisen und neue Prozesse, die gut überdenkt und geplant werden müssen. Wichtig wäre auch eine gute Kommunikation darüber, wie wichtig der Wandel für das Unternehmen und vor allem was denn der Nutzen für Kunden und Mitarbeitende ist.
Die Geschäftsleitung bestimmt die Kultur und ist somit verantwortlich dafür, dass das ganze Unternehmen am gleichen Strick und noch wichtiger in die gleiche Richtung zieht. Digitalisierung darf auf keinen Fall nur als ein technischer Auf- und Ausbau gesehen werden. Menschen tun sich grundsätzlich schwer mit Veränderungen – sowohl als Mitarbeitende wie auch als Kunden. Diesem Faktor ist Rechnung zu tragen. Neue Technologien bedeuten für den Kunden nicht nur Erleichterung. Sie können auch als Serviceabbau empfunden werden. Während Millennials vorwiegend digital mit Unternehmen Kontakt aufnehmen, bevorzugen Kunden ab 50 eher die persönliche Interaktion. Die Ansprüche dieser verschiedenen Kundengruppen stehen sich konträr gegenüber.
Agilität und Flexibilität; die Zauberwörter der Zukunft? Dabei dringt doch gerade jetzt die Generation Z auf den Marktplatz. Sie ist zwar komplett digital aufgewachsen, aber im Job fordert sie die strikte Trennung von Privat- und Berufsleben ein.
Die Digitalisierung bietet neue Möglichkeiten. So verschiebt man die Aufgaben des privaten Lebens nicht mehr auf den Abend, sondern kann diese sporadisch während des Tages organisieren. Doch eine solche flexible und durchgeplante Vermischung des Privat- und Geschäftslebens erfordert mehr Konzentration und Disziplin.
Zudem ist gerade bei der jüngsten Generation Z wieder ein starkes Sicherheitsdenken vorhanden. Nun ja, ist nicht Sicherheit eines der Grundbedürfnisse des Menschen?
Bei der älteren Generation wird oft deshalb wenig Flexibilität vermutet, bei der jüngeren Generation hohe Ansprüche verbunden mit einem Sicherheitsdenken und Verteidigen des Wohlstandes. Aber so komplex unser Umfeld ist, so wenig gibt es das Role Model Mensch, Kunde und Mitarbeiter. Längst haben auch ältere Generationen die Chancen in der Digitalisierung erkannt. Auch wenn jüngere Menschen das Internet zwar häufiger nutzen, steigt der Anteil der Älteren stetig.
Es ist mit Sicherheit ein Fehler, alles auf die Arbeitsweise, Produkte und Dienstleistungen einer Generation auszurichten. Die Unternehmen müssen in allen Bereichen Flexibilität bieten, um in einer digitalen, demografisch herausfordernden Welt mitzuhalten.
Unternehmerin und Präsidentin der Wirtschaftsfrauen Schweiz